- Auf Entdeckungsreise im Bodmin Moor
Ob Legende oder historische
Wirklichkeit, die meisten Schauplätze der Geschichten um König Artus
finden sich in Wales und in Englands Südwesten – hier besonders in
Cornwall: Die schöne Ygerna, Gattin des Herzogs von Cornwall, wartete in der
abgeschiedenen Burg Tintagel in scheinbarer Sicherheit auf die Rückkehr Ihres
Gatten, der in die Schlacht gegen den englischen König Uther Pendragon
gezogen war. Der wiederum nutzte die Abwesenheit des Herzogs schamlos
aus: Er hatte dank des Zauberers Merlin die Gestalt des abwesenden
Gatten angenommen und damit den Schlüssel zu Burg und Herzogin. Der
Herzog kehrte nicht aus der Schlacht zurück, der König ehelichte die
Herzogin und Artus kam als Ergebnis des Techtelmechtels auf der Burg zur
Welt. Merlins Preis für das Liebesabenteuer: Er beanspruchte die Rolle
als Ziehvater und lebenslanger Berater des künftigen englischen Königs
Artus.
Artus und Merlin
Als Urheber der Artuslegende gilt der
Benediktinermönch Geoffrey of Monmouth, der um 1136 die »Historia Regum
Britanniae« verfasste. Die Chronik verfolgt die Geschichte der
britischen Könige über 1900 Jahre zurück bis ins Jahr 689 – zum
walisischen Fürstensohn Cadwalladr – und widmet sich ausführlich der
Geschichte eines gewissen Artus. Geoffreys Verdienst war es, die Story
mit Details aus dem keltischen Sagenschatz angereichert zu haben,
besonders mit der Geschichte von Merlin. In der alten walisischen
Tradition ist Merlin (Myrddin) ein Barde des späten 6. Jh., der, nachdem
er eine grausame Schlacht miterlebt hatte, dem Wahnsinn verfiel.
Unsterblicher Mythos
Nach seinem letzten Kampf – ob in Snowdonia oder in Cornwall,
darüber scheiden sich die Geister – wird der tödlich verwundete König
Artus auf die Insel Avalon verschifft. Von dort wird er eines Tages
geheilt zurückkehren, so die Prophezeiung. Nach anderen Überlieferungen
schläft er in einer Höhle im Snowdon-Gebiet. Um eines Tages die Kelten
gegen die Sachsen zum Sieg zu führen.
Zwar entstammen die Burgruinen,
die man hier heute sieht, der Zeit nach dem historischen Artus, doch
allein der Ort und seine Aura faszinieren: eine raue felsige windumtoste
Insel, die nur über einen schmalen Isthmus mit dem Land verbunden ist,
tiefe Abgründe, Höhlen und Meeresrauschen. Archäologische Untersuchungen
haben immerhin ergeben, dass sich in spätrömischer Zeit ein
Handelsplatz hier befand: kostbare Waren kamen per Schiff aus dem
Mittelmeerraum hierher – zur Zeit des historischen Artus müssen die
Menschen hier gut gelebt haben. Und 1998 fand man ein Steinfragment mit
lateinischer Inschrift, die sich auf König Artus beziehen könnte. Kurz,
der Ort und die Funde lassen noch genügend Raum für Spekulationen und
Fantasien …
Stand an dieser Küste die Burg von König Artus?
Fantasie hatte auch der reiche
Puddingfabrikant Glasscock, der in den 1930-er Jahren die Tafelrunde
erneut ins Leben rief. Mit dem grauen Steinbau King Arthur’s Great
Hall ließ er 1933 ein geeignetes Vereinslokal in Tintagel
errichten. Die Multimediashow im Innern ist das absolute Muss für alle
Anhänger des Artus-Kultes.
Stätten im Bodmin Moor
Das imposante Steinzeitgrab
Trethevy Quoit bei St Cleer heißt auch King Arthur’s House. Hier hat der
legendäre König zwar nie gewohnt und der Dolmen entstand gut 2000 Jahre
vor des Königs Ära, doch gehörten die einst bewaldeten Höhen des Bodmin
Moor womöglichzu seinen Jagdgründen, genau wie Killibury (s. unten).
Nur der Legende nach ist der See
Dozmary Pool auf den windigen Höhen des Bodmin Moor unergründlich
tief. In manchen Sommern trocknet er sogar aus. Doch soll der Ritter
Bediver nach Artus’ Tod dessen Wunderschwert Excalibur hier versenkt
haben.
Die vor etwa 1500 Jahren gebaute
Hügelfestung Castle Killibury (Kelly Rounds) nördlich von Wadebridge
wird mit Kelliwic in Zusammenhang gebracht, König Artus’ Hof und
Jagddomäne – kelliwic bedeutet im Keltischen Waldgebiet. Davon ist
allerdings heute nichts mehr zu sehen, und nur wenig mehr von der
Rundfestung mit etwa 250 m Durchmesser.
Slaughterbridge, die Brücke
über den Fluss Camel (heute die Straße B3314 bei Camelford), gilt als
Schauplatz des Endkampfs zwischen Mordred und Artus in der Schlacht von
Camlann. Bei dem Zweikampf starb Mordred, doch verletzte zuvor die
vergiftete Spitze seines Schwertes den König.
Auch wer nicht in Sachen Artuslegende unterwegs
ist, findet ganz im Westen Britanniens, in Wales, ein spannendes, zu
Unrecht noch wenig bekanntes Reiseziel, mit Steilküsten und traumhaften
Sandstränden, mit großartigen Gärten. Über allem thronen die imposanten
Berggipfel von Snowdonia, die mit ihrem alpinen Charakter auch für
Profikletterer und erfahrene Bergwanderer eine Herausforderung
darstellen.
Tatsächlich sprechen historische Quellen
übereinstimmend von einem König oder Feldherrn, der Mitte des 5. Jh. die
heidnischen Sachsen entscheidend zurückgeschlagen habe. Sie waren
ursprünglich von einem einheimischen Herrscher Südenglands zu Hilfe
gerufen worden, nachdem das römische Britannien im Jahr 410 als Kolonie
aufgelöst worden war. Ob dieser siegreiche König wirklich Artus hieß,
ist allerdings nicht geklärt …
Fata morgana
Preisfrage: Was hat König Artus mit der Fata morgana zu tun? Die Antwort lautet:
Luftspiegelungen waren die Spezialität seiner Schwester, der Fee
Morgane, die auch ihrem Bruder bisweilen übel mit spielte, erst recht
dem wackeren Ritter Launcelot, der sie verschmäht hatte. Nachzulesen im
Artus-Epos …
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