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Heilige Plätze



Vor 12 000 Jahren wich das Eis und gab die Erde Cornwalls frei. Menschen, die von Jagd und Fischfang lebten, durchstreiften das junge Land im jahreszeitlichen Rhytmus, fanden hier gute Jagdgründe, dort gute Quellen an anderen Plätzen gute Steine zur Werkzeugfertigung ... so überzogen sie die Landschaft mit einem Netz von Wegen und Plätzen.

Welt voller Rätsel

Auch wenn wir heute nicht mehr genau wissen, wie diese Menschen ihre Welt erlebten, so wie wir es heute sehen, war es damals aber sicher nicht: eine enträtselte Welt ohne Geheimnisse durch menschliche Technik und Vernunft fest im Griff. Nein, eher ist wahrscheinlich, daß die Steinzeitmenschen ihre Welt angefüllt von Geheimnissen und realen, doch unsichtbaren Kräften sahen, die sich in Naturerscheinungen und besonderen Orten, Bergen, Quellen, Bäumen manifestierten. Ähnlich wie die australischen Aborigenees werden sie die Gebiete, die sie durchstreiften, gespeist aus kollektiver Erinnerung wohl als eine mythisch-mystische Welt erfahren haben, wo spezielle Orte mit besonderen Erinnerungen und Vorstellungen verknüpft waren, die heilig waren.

Boscawen - Steinkreis
Boscawen-Un: Steinkreis bei St. Buryan, Cornwall

Die Bedeutung der Steine

Auch als die Menschen seßhafter wurden, blieb die Erinnerung an die "heiligen" Plätze der Alten. In der Jungsteinzeit (Neolithikum ca. 3500–1000 vor unserer Zeitrechnung) kam die Sitte auf, Male aus Holz oder Stein zu errichten, die den heiligen Orten der Natur nahe waren und in besonderer Beziehung zu ihnen standen: Steinkreise zirkelten einen heiligen Raum von der Umgebung ab. Menhire (standing stones) ragten als Mahnmal von der Erde in den Himmel und bezeichneten den besonderen Ort. Grabkammern aus Stein, mit Erdhügeln bedeckt entstanden in räumlicher Beziehung zu Naturheiligtümern. Wir nennen diese Kultur megalithisch, d. h. die Großsteinkultur. Manche meinen, es habe eine komplette heilige Infrastruktur bestanden, und das Land sei mit einem Netz von heiligen Orten überzogen, deren Verbindungslinien, die sogenannte "leylines" noch heute auszumachen seien.

Die Rolle der Kelten

Auch wenn es bei den megalithischen Monumenten im Verlaufe der Jahrtausende Modifikationen gab, waren sie oft bis in die Eisenzeit (ab ca. 900 v. u. Z.) in Benutzung. Die als Kelten bezeichnete Bevölkerung der Eisenzeit kehrte wieder zu den heiligen Plätzen der Natur zurück und baute keine Megalithmonumente mehr. Ihre Druiden erkannten wieder in den Bergen und Bäumen, in Quellen und Seen das Heilige. Doch achteten sie die heiligen Plätze der Alten und zerstörten sie nicht: keltische Gräber sind oft bei den Megalithmonumenten zu finden. Auch die Römer achteten die alten Plätze als heilig.

Werk der Zerstörung

Erst das Christentum mit seinem Haß auf die "Heiden" begann mit der systematischen Zerstörung der alten Heiligtümer. Die Megalithmonumente wurden als Steinbruch benutzt oder z. B. durch Kreuze "christianisiert". Haßerfüllte Geschichten wurden über die heiligen Orte und Monumente erfunden und Heiden als Hexen und Zauberer verfolgt. Die moderne Landwirtschaft tat ein Übriges. So sind viele der alten Heiligtümer verloren gegangen und ist ihre mythisch-mystische Verortung unmöglich.

Sancreed Well
Stofffetzen (Clouties) an dem Baum über der Quelle Madron Well, Votivgaben, die Heilung bringen sollen.

Heidnische Religion

Es gibt heute, nach den vielen Jahrhunderten der Verfolgung durch die Christen, auch wieder offen praktizierende und aktive Gläubige, die an den alten Plätzen eine neubelebte Heidenreligion ausüben.

In Großbritannien ist die heidnische Religion seit kurzem auch wieder amtlich zugelassen. Wenn wir also die "heiligen Orte" besichtigen, sollten wir uns ihnen mit der gebotenen Rücksicht nähern, insbesondere, wenn zu den besonderen Jahresfesten (Sonnwenden, Imbolc, Samhain usw.) dort heidnische Kulte stattfinden. Auch die an den Monumenten und Plätzen abgelegten Votivgaben (Münzen, Stofffetzen, Blumen oder Steine) sind "tabu" und sollten an ihrem Platz bleiben.

Land der heiligen Plätze



In Cornwall gibt es die größte Konzentration der alten Steinzeit-Monumente in Großbritannien.
Die "rückständige" cornische Bevölkerung erhielt sich bis heute in Sagen und Bräuchen viele Bezüge auf die alte Religion. Deren Göttinnen und Götter wirken als Feen und Heilige Wunder: an Menhiren und Steinkreisen, an Bäumen und Quellen.

Die “Merry Maidens”

Fast am Lands End befindet sich dieser Steinkreis. Christliche Sagen meinen, hier seien Tänzerinnen wegen frevelhaften Tanzens versteinert worden. Natürlich ist das falsch.

Der Steinkreis besteht wie viele andere in der Region Penwith aus neunzehn Steinen. Die Zahl 19 ist für den großen Mondzirkel, den “Metonischen Zyklus” von Bedeutung. Auch der Eingang, markiert durch enen größeren Abstand zweier Steine im Osten suggeriert eine astronomische Bedeutung der Merry Maidens.
Zu finden an der B3315 zwischen Newlyn und Lands End beim Weiler Trewoofe.

Boscawen Un
(Bild links)

Dieser Steinkreis mit einem Eingang im Westen besteht auch aus neunzehn Steinen. Hier hat 1928 der Neudruide Henry Jenner den Gorseth Kernow begründet, eine Organisation zur Pflege der keltischen Kultur Cornwalls. Seitdem findet unterbrochen nur durch den 2. Weltkrieg einmal jährlich am ersten Samstag im September ein Gorsedd genannter Wettbewerb von keltischen Sängern, den Barden statt.
Wegen der Probleme mit Parkplätzen und des großen Andrangs wird der Gorseth Kernow seit einigen Jahren allerdings reihum an anderen Plätzen in Cornwall veranstaltet.
www.gorsethkernow.
org.uk

Madron Well



Heilige Quellen sind in Cornwall sehr häufig. Diese hier ist seit der Antike bekannt. Von der Straße B3312 von Madron (nördlich von Penzance) nach Lanyon geht es nach einem knappen Kilometer westlich des Ortes Madron rechts ab auf einen kleinen Weg in Richtung Boswarthen. Die Quelle liegt rechts vom Weg nach etwa einem Kilometer und ist leicht zugänglich.

Besuchen Sie die Quelle und schöpfen Sie neue Kraft aus uraltem Heilungswissen. Die Quelle ist leicht radioaktiv! Im Mai wurden und werden hier von Müttern Babys in heiligem Ritual gebadet und zu einem Traumschlaf abgelegt. Fetzen der Windeln in den Bäumen sollen Krankheiten vom Kind fernhalten.
Übrigens wurden bei Madron häufiger Feen gesichtet. Achten Sie darauf!